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Im Schlussverkauf gibt es diesmal bei vielen Händlern Preisnachlässe zwischen 30 und 60 Prozent.

© dpa

Rabatte: Der Handel lockt mit Sommerschnäppchen

Wegen des verregneten und kühlen Frühlings sind viele Händler auf ihrer Saisonware sitzen geblieben. Nun zwingen die voller Lager sie zu besonders hohen Nachlässen.

Berlin - Wer hatte schon Lust, in diesem verregneten Frühling ein Sommerkleid zu kaufen? Oder gar einen Bikini? Wegen des kalten und regnerischen Wetters blieben viele Geschäfte auf ihrer leichten Mode sitzen – und die geben nun kräftige Rabatte. Fast jeder zweite Einzelhändler plant, Preisnachlässe zwischen 30 und 60 Prozent, hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young ermittelt, die rund 120 Handelsunternehmen quer durch alle Bereiche befragt hat – vom Baumarkt bis zum Warenhaus. Im Schnitt bedeutet das für die Verbraucher einen Rabatt von 27 Prozent – ein Drittel mehr als im vergangenen Jahr. Am meisten Nachlass können die Kunden bei Schuhen erwarten, es folgen Bekleidung und Sportartikel (siehe Grafik).

Eigentlich gibt es in Deutschland keinen „Sommerschlussverkauf“ mehr, die gesetzliche Regelung, die den Unternehmen vorschrieb, in welchem Zeitraum sie Rabatte gewähren durften, wurde 2004 abgeschafft. Stattdessen kann nun jeder Nachlässe geben, wann er will. Während es früher nur Sommer- und Winterschlussverkauf gab, ist heute die Zahl der „Sales“ kräftig gestiegen: 75 Prozent der Einzelhändler machen drei oder mehr Rabattaktionen im Jahr, ein Drittel davon sechs bis 20. Die Sommernachlässe bleiben aber wichtig, um Platz in den Läden für die Herbstwaren zu schaffen. In diesem Jahr möchte der Studie zufolge jeder zweite befragte Händler eine Art Sommerschlussverkauf anbieten. Besonders aktiv bei Rabatten sind die so genannten Non-Food-Händler, die Fachgeschäfte und die Versender.

Jeder dritte Befragte geht zudem davon aus, dass die Rabatte in diesem Jahr früher starten als im Vorjahr. „In der Tat sind durch das kalte Wetter die Lager etwa bei den Textilhändlern noch gut mit Sommerware gefüllt“, sagte Stefan Hertel, Sprecher beim Handelsverband Deutschland (HDE). Auch in Baumärkten werde kräftig reduziert, weil die Pflanzsaison sich dem Ende zuneige. Doch auch bei saisonunabhängiger Ware können Verbraucher sparen. „Viele Einzelhändler, etwa im Elektronikbereich, gewähren ebenfalls Nachlässe, um den Werbeeffekt mitzunehmen“, sagt Hertel. Hinzu kommt, dass der Studie zufolge die Firmen fest überzeugt sind, dass der Kunde die Rabatte erwartet. In vielen Geschäften hängen schon die Prozent-Schilder in den Fenstern, so richtig losgehen soll der „Sommerschlussverkauf“ aber am kommenden Montag.

Der HDE hält trotz der Wetterkapriolen an seiner Jahresprognose fest. 2013 erwartet die Branche ein nominales Umsatzplus von einem Prozent auf 432 Milliarden Euro. Preisbereinigt dürfte damit ein leichtes Minus zu verzeichnen sein. Der Ernst & Young-Studie zufolge sind derzeit 31 Prozent der befragten Händler mit ihrer Geschäftslage voll zufrieden – vor einem Jahr waren es aber noch 45 Prozent. Für die kommenden sechs Monate sind besonders Fachhändler optimistisch gestimmt, Supermärkte und SB-Warenhäuser blicken vorsichtiger ins zweite Halbjahr. Während vor allem Unternehmen, die Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte anbieten, steigenden Absatz ihrer Produkte erwarten, befürchtet bei Büchern und Schreibwaren mehr als ein Drittel einen Rückgang.

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